3

»Da gehen sie«, sagten die Leute im Dorf und sahen den »beiden Berliner Detektiven« nach. »Wie dumm so was doch unsereinen hält, daß wir ihnen glauben sollen, sie sind Landwirte!« – »Hast du die Hände von dem Jungen gesehen, Vadder? Der hat noch nie ’nen Forkenstiel angepackt!« – »Aber gestern beim Roggen hat er ganz tüchtig mitgegabelt!« – »Ach, das ist nur Verstellung! Den kleinen Meier haben sie schon fortgeschafft, gleich nach Meienburg soll er gekommen sein!« – »Aber warum sind sie denn noch immer hier?« – »Das weißt du nicht, wer der nächste ist?« – »Der nächste ist der Rittmeister!« – »Der Rittmeister? Du spinnst ja! Der nächste ist der Förster Kniebusch!« – »Grade der Rittmeister – jetzt soll doch wieder ein Putsch kommen, und wenn wo Waffen vergraben sind, dann ist das hier bei uns!« – »Aber der mit dem Eierkopf nennt den Rittmeister ja du!« – »Das ist ja grade ihre Schlauheit, das hat der alte Geheimrat sich ausgedacht, wie sie uns mit der Landwirtschaft verblenden, so verblenden sie den Rittmeister mit dem Du!«

 

»Da gehen sie!« sagte auch Amanda Backs und sah den beiden nach. Aber die hatten sie nicht gesehen. »Was sagst du denn zu ihnen, Minna?«

»Das kann ich noch nicht wissen, Amanda«, sagte die schwarze Minna vorsichtig. »Aber vom Reinmachen versteht der Große alles! Wie der ein Bett macht, da möchte man sich gleich drin wälzen …«

»Und der Junge –?«

»Du siehst natürlich nur den Jungen, Amanda«, sagte die schwarze Minna mit frommem Augenverdrehen. »Denkst du denn gar nicht mehr an deinen Meier –? Wo du doch sogar in der Abendandacht für ihn aufgestanden bist, Amanda, und hast mit dem Finger auf mich gezeigt! Er hat ihn dir doch weggebracht!«

»Ja, Gott sei Dank, das hat er!« sagte Amanda. Aber es klang sehr trübsinnig. »Was machst du heute nachmittag?«

Die schwarze Minna war plötzlich verdrossen. »Was soll ich machen? Ich muß zu meinen Blagen. Die stecken mir sicher noch mal das Dach überm Kopf an, jetzt, wo ich den halben Tag weg bin mit dem Reinmachen auf dem Büro und in den Zimmern!«

»Sei froh, daß du deine Blagen hast«, sagte Amanda Backs. »Manchmal denk ich, es wär auch für mich das beste, ich hätte eines von ihm.«

Die schwarze Minna war empört: »Pfui, wie du so was sagen kannst, Amanda, du als unverheiratetes Mädchen! Und dabei guckst du schon wieder ’nem andern jungen Mann nach! Ich verstehe ja, daß man sündigt, aber man muß doch seine Sünden bereuen, Amanda –!«

»Ach, halt den Sabbel!« sagte Amanda ärgerlich und ging fort, auch den Weg nach dem Walde entlang, wie die schwarze Minna mit tiefer Befriedigung sah.

 

»Da gehen sie«, sagte auch Jutta von Kuckhoff zu ihrer Freundin Belinde von Teschow. »Herr von Teschow schimpft ja – aber ich finde doch, namentlich der ältere sieht wirklich vornehm aus. Was ist das für ein Adel, die Studmanns – alt oder jung? Weißt du es, Belinde?«

Frau von Teschow spähte eifrig aus dem Fenster nach den sich entfernenden Gestalten. »Sie tragen Päckchen unter dem Arm – es ist wohl Badezeug. Heute vormittag haben sie für den Gottesdienst keine Zeit gehabt, aber zum Baden haben sie Zeit. Und du redest von vornehm, Jutta!«

»Recht hast du, Belinde! Es muß ganz junger Adel sein, unsere Ahnen haben sicher nie gebadet. Ich habe mal bei den Quitzows in Schloß Friesack eine alte Waschschüssel gesehen – so was stellst du heute deinem Kanarienvogel in sein Bauer.«

»Horst-Heinz sagt, er kann den Pachtvertrag sofort lösen, jetzt ist kein einziger Landwirt mehr auf dem Hof!«

»Er will wohl den kleinen Meier wiederhaben? Amandas Ringe um die Augen werden immer dunkler.«

»Da geht sie, denselben Weg!«

»Wer?«

»Die Amanda! Aber wenn sich jetzt wieder etwas anspinnt – tüchtig hin, tüchtig her –, muß sie weg!«

»Und was ist das mit Fräulein Kowalewski?« fragte Fräulein von Kuckhoff träumerisch. »Wo ein Aas ist, sammeln sich die Fliegen!«

»Im selben Abteil sollen sie gefahren sein«, antwortete Frau Belinde eifrig. »Und wenn sie nachher auch beim Kutscher auf dem Bock gesessen hat, sie sollen ganz vertraut miteinander gesprochen haben! Und die Eltern Kowalewski haben am Tage vorher noch nichts von ihrem Besuch gewußt – plötzlich kam ein Telegramm – und, Jutta, als dies Telegramm abgesandt wurde, war mein Schwiegersohn schon in der Stadt.«

»Sie soll ja angezogen sein wie eine Kokotte! Büstenhalter aus lauter Spitzen …«

»Büstenhalter …! Sage nur dies unanständige Wort nicht, Jutta! Als ich jung war, trugen solche Mädchen Korsetts aus Drillich, abwechselnd eine Stange aus Fischbein und eine Stange aus Stahl – das war wie ein Panzer, Jutta. Panzer, das ist sittlich – aber Spitzen, das ist unsittlich …«

 

»Da gehen sie«, sagte auch der Rittmeister, der mit Frau und Tochter beim Kaffee auf der Veranda saß. »Gut sehen sie aus. Ganz was anderes als diese Mißgeburt, der Meier!«

»Sie gehen zum Baden«, sagte Frau von Prackwitz.

»Sie werden schon rechtzeitig zum Füttern zurück sein«, besänftigte der Rittmeister eine Besorgnis, die er allein hegte. »Studmann ist die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit selbst.«

»Ach, Mama!« rief Weio und brach ab.

»Nun –?« fragte Frau von Prackwitz recht kühl, »wünschest du etwas, Violet –?!!«

»Ich dachte nur …« Weio war ziemlich kleinlaut. »Ich hätte auch ganz gerne mal wieder gebadet …«

»Du weißt, Violet, daß du Stubenarrest hast, bis du mir und Papa erzählt hast, wer der fremde Herr war, mit dem du in der Nacht über den Hof gegangen bist.«

»Aber Mama!« rief Weio beinahe weinend. »Ich habe dir schon hundertmal gesagt, daß es gar kein fremder Herr war. Es war Kniebusch! Räder hat es dir doch auch gesagt!«

»Du lügst, und Räder lügt auch. Du kommst nicht eher aus dem Haus, bis du mir die Wahrheit gesagt hast, und der brave Hubert kann sich auf eine sehr plötzliche Entlassung gefaßt machen, wenn er mich weiter so anlügt. Es ist eine Unverschämtheit von euch, mich derart zu belügen –!«

Frau von Prackwitz war sehr erregt, ihre etwas volle Brust atmete hastig, ihre Augen schossen scharfe, zornige Blicke.

»Aber wenn es doch wirklich der Förster war, Mama – wirklich und wahrhaftig! Ich kann dir doch nicht vorlügen, daß es jemand anders war, Mama! Wer soll es denn gewesen sein –?!«

»Es ist eine Unverschämtheit –!« rief Frau von Prackwitz atemlos und zitterte vor Zorn am ganzen Leibe. Doch sie nahm sich rasch zusammen. »Du gehst auf dein Zimmer, Violet, und schreibst unsere gestrige französische Lektüre zehnmal ab und ohne einen Fehler!«

»Und wenn ich sie hundertmal abschreibe, Mama!« sagte Weio unter der Tür, jetzt auch weiß vor Zorn. »Es war doch der Förster!«

Die Tür klappte, Weio war fort.

Der Rittmeister hatte schweigend diesen Streit angehört, nur mit Augenschließen und Gesichtverziehen hatte er zu verstehen gegeben, wie peinlich er ihm war. Ein Streit, den andere hatten, war ihm immer sehr peinlich. Aber er wußte aus mancher Erfahrung, daß seine Frau, wenn sie wirklich einmal zornig war, was selten vorkam, höchst behutsam behandelt werden mußte. »Faßt du die Weio nicht ein wenig hart an?« fragte er darum nur vorsichtig. »Es könnte doch wirklich der Förster gewesen sein? Die Hartig ist bloß ein Klatschweib …«

»Es war nicht der Förster! Er sagt jetzt, er war es, aber er kann mir nicht erzählen, warum sie statt in den Wald ins Inspektorenhaus gegangen sind.«

»Hubert sagt, sie haben nachgesehen, ob dort noch Kugelpatronen für Weio waren …«

»Ach, Unsinn! – Entschuldige, Achim, aber laß dich doch nicht dumm machen von den beiden! Räder weiß so gut wie Weio, daß die Kugelpatronen in deinem Gewehrschrank stehen …«

»Sie sagen, sie haben dich nicht stören wollen …«

»Ach was, stören! Ich habe bis nach zwölf Licht gehabt – und Weio ist noch nie so rücksichtsvoll gewesen. Wenn sie einen Pickel im Nacken hat, weckt sie mich nachts um zwei Uhr und läßt sich einreiben … Alles dumme Lügen!«

»Aber, wirklich, Eva, wer könnte es denn gewesen sein? Ein Fremder, den die Hartig nicht mal kennt? Und dann nachts mit Weio ins Inspektorenhaus?!«

»Siehst du, Achim, das ist das Schlimmste, darum kann ich nicht schlafen. Wenn es irgendein Junge hier aus der Gegend wäre, irgend jemand, den wir kennen, den Weio kennt, ein Bauernjunge oder so was – der würde Weio nie gefährlich werden. Das wäre eine harmlose Liebelei, die könnte man sofort abstellen … Aber es ist ein Fremder, ein Mann, von dem wir keine Ahnung haben, ein ganz Unbekannter – und das ist so unheimlich … Mit dem geht sie nachts ins Inspektorenhaus, mit dem ist sie die Nacht allein zusammen. Denn Räder ist im Bett gewesen, das ist nicht gelogen. Das hat mir Armgard bestätigt, die nie für Hubert lügen würde …«

»Glaubst du denn wirklich, daß etwas geschehen sein könnte –? Ich würde den Kerl …«

»Ja, du kennst ihn aber nicht, du weißt nicht, wer es ist! Wer kann es nur sein, daß sie alle Angst haben, von ihm zu reden, daß sie alle verzweifelt für ihn lügen: der Förster, die Backs, Räder – und Weio. Ich kann es nicht erraten!«

»Aber, Eva, ich bin überzeugt, du machst dir umsonst solche Sorgen. Weio ist noch völlig ein Kind!«

»Das habe ich auch gedacht, Achim – aber jetzt sind mir die Augen aufgegangen! Sie ist gar kein Kind mehr, aber sie spielt Kind, ganz frech und wie eine, die sehr genau Bescheid weiß …«

»Aber, Eva, du übertreibst …«

»Nein, leider nicht. So klug ist sie ja nun doch nicht, einmal verrät sie sich. Es ist ja ekelhaft, Achim, wenn man seiner eigenen Tochter nachspionieren muß … Aber dieser rätselhafte Mann, ich bin in einer Todesangst, wenn ihr was passiert ist –?! Ich habe mich nicht bezwingen können, ich bin heimlich auf ihr Zimmer gegangen, ich habe alles abgesucht, ob vielleicht irgendwo ein Brief herumliegt, irgendein Zettel, ein Bild von ihm – Weio ist ja so unordentlich …«

Sie brach ab, mit trockenen, brennenden Augen sah sie vor sich hin. Der Rittmeister stand mit seinem weißen Haar und dem braunen Gesicht am Fenster; er tat, was alle Ehemänner tun, wenn sie über einen Gefühlsausbruch ihrer Ehefrauen verlegen sind: er trommelte leise mit den Fingern gegen die Scheiben.

»Ich habe gedacht, sie hat nichts gemerkt. Ich schämte mich ja auch, ich habe aufgepaßt, daß alles wieder so lag wie vorher … Aber gestern kommt sie ganz leise auf ihr Zimmer, wie ich gerade ihr Album in der Hand habe, ich war richtig verlegen …«

»Und –?« fragte der Rittmeister, nun doch gespannt.

»Und sie sagt ganz krötig zu mir: ›Nein, Mama, ein Tagebuch führe ich auch nicht …‹«

»Aber ich verstehe nicht …«, sagte der Rittmeister verwirrt.

»Ach, Achim, das zeigt mir doch, daß sie genau verstanden hat, wonach ich gesucht habe, daß sie sich über meine Sucherei lustig gemacht hat. Sie war ja richtig stolz auf ihre Schlauheit und Vorsicht! – Und das ist dasselbe Mädchen, Achim, das sich bei dir noch vor drei Wochen nach dem Storch erkundigt hat! Du hast es mir selber erzählt! Unerfahren? Abgefeimt ist sie! Verdorben ist sie von dieser verfluchten Zeit!«

Der Rittmeister stand jetzt ganz anders da, gespannt. Das Braun seines Gesichtes sah grau aus, alles Blut war zu seinem Herzen gelaufen. Er machte einen zornigen Schritt zur Klingel. »Der Räder soll kommen!« murmelte er. »Ich schlage dem Bengel alle Knochen im Leibe entzwei, wenn er nicht gesteht …«

Sie trat ihm in den Weg. »Achim!« bat sie. »Nimm dich zusammen! Brülle bitte nicht, schlage nicht – damit verdirbst du alles. Ich werde es schon rausbekommen! Ich sage dir doch, sie haben alle eine Todesangst vor ihm, es ist irgendein Geheimnis, von dem wir noch nichts wissen. Aber ich erfahre es, und dann sollst du handeln …«

Sie drängte ihn gegen einen Stuhl, er setzte sich. Er sagte klagend: »Und ich habe gedacht, sie wäre noch ein Kind …«

»Irgendwie«, sagte sie grübelnd, auch um ihn abzulenken, »irgendwie hängt alles mit dem kleinen Inspektor Meier zusammen. Er muß etwas wissen. Es war sicher sehr klug von Herrn Studmann, ihn so wortlos abzuschieben, aber besser wäre es jetzt, wir wüßten, wo er ist. Von ihm würde man am ehesten etwas erfahren … Du weißt nicht, was Meier vorhatte –?«

»Nein – nichts, er hat gemacht, daß er fortkam, er hatte plötzlich Angst …« Der Rittmeister belebte sich, eine Erinnerung kam ihm. »Aber das ist ja wieder dasselbe, was du sagst … Der Meier hatte ja auch eine Todesangst … Fortgeschickt, sagst du, durch Studmann? – Nein, er hat nicht bleiben wollen. Er hat gebettelt, daß ihn Studmann fortließ, daß er ein bißchen Reisegeld bekam … Studmann hat es ihm dann gegeben …«

»Aber wieso hatte Meier plötzlich solche Angst? Er ist doch mitten in der Nacht fortgelaufen?«

»Mit der Backs! Die Backs hat ihn zur Bahn gebracht! Die Sache ist so gewesen, warte, Studmann hat es mir erzählt, aber es ging in den ersten Tagen alles so durcheinander, ich habe kaum darauf geachtet, und, offen gestanden, ich war froh, daß Meier fort war, ich habe ihn nie ausstehen können …«

»Also in der Nacht …«, half Frau Eva von Prackwitz ein.

»Richtig! Also in der Nacht saßen Pagel und Studmann noch auf dem Büro, sahen sich die Bücher an, Studmann ist ja die Gründlichkeit selbst. Nebenan schlief Meier, hatte am Abend noch mir und Studmann die Kasse übergeben, die war in Ordnung, hatte tadellos gestimmt … Er muß schon geschlafen haben, der Meier … Plötzlich hören die beiden ihn schreien, schrecklich, jämmerlich, in Todesangst schreiend: ›Hilfe! Hilfe! Er bringt mich um!‹ – Sie springen auf, rennen in Meiers Zimmer – der sitzt im Bett, käsebleich, stammelt nur: ›Helfen Sie mir doch, er will mich wieder totschießen …‹ – ›Wer denn?‹ fragt Studmann. – ›Da, am Fenster, ich habe ihn deutlich gehört. Er klopfte, und wenn ich komme, schießt er!‹ – Studmann macht das Fenster auf, es war zu, sieht hinaus: nichts. – Aber Meier bleibt dabei, er war da, er will ihn totschießen …«

»Aber wer?« fragt die Frau voller Spannung.

»Ja«, sagt der Rittmeister und reibt sich nachdenklich die Nase. »Wer? – Nun höre. Meier bleibt so fest dabei, daß jemand am Fenster gewesen ist, ihn totzuschießen, daß Studmann schließlich Pagel rausschickt, um nachzusehen. Unterdes beruhigt er Meier ein bißchen. Der fängt an, sich anzuziehen. Pagel kommt wieder mit einem Mädchen, das er in den Büschen gefunden hat, der Backs …«

»Ach so«, sagt die Frau enttäuscht.

»Die Backs gibt ohne weiteres zu, gegen die Scheiben geklopft zu haben, sie müsse ihren Freund unbedingt sprechen. Als Studmann merkte, es war irgendeine einfache Liebesgeschichte, hat er die beiden allein gelassen und ist mit Pagel wieder auf das Büro gegangen …«

»Hätte er da ernstlich gefragt, vielleicht hätte er alles erfahren.«

»Vielleicht. – Nach einer Weile ist Meier mit der Backs auf das Büro gekommen und hat gesagt, er müsse weg, gleich, auf der Stelle. Studmann hat nicht gewollt, Studmann ist ja die Genauigkeit selbst, das ginge nicht ohne Kündigung, er müsse mich erst fragen. Meier ist ganz still und bescheiden geblieben (sonst gar nicht seine Art), er müsse eben weg, aber er hätte gerne sein Restgehalt als Reisegeld … Schließlich hat die Backs sich auch aufs Bitten verlegt, Meier müsse weg, er wäre ihr Freund nicht mehr, aber er müsse weg, sonst geschehe ein Unglück … Und Studmann hat nicht weiter fragen mögen, er hat an eine Liebes- und Eifersuchtsgeschichte geglaubt, hat schließlich, weil er wußte, ich war Meier gerne los, eingewilligt, und die beiden sind abmarschiert …«

»In diesem Falle hat sich Studmann nicht sehr klug benommen. Eifersucht, die durch Fenster schießt, gibt es hier bei uns nicht. Und, wenn ich dich recht verstanden habe, hat Meier gerufen: ›Er will mich wieder totschießen‹ –?«

»Ja, so hat Studmann es mir erzählt …«

»Wieder totschießen – der Unbekannte hat es schon einmal versucht. Und dies geschah nach der Nacht, in der Weio mit einem unbekannten Mann ins Inspektorenhaus ging …«

Es war ganz still. Keines von den beiden Eheleuten wagte ein Wort von dem laut werden zu lassen, was es fürchtete. Als könne es durch Sprechen Gestalt annehmen, wahr werden …

Langsam sah dann der Rittmeister hoch, sah in die schwimmenden Augen der Frau. »Wir haben immer Unglück, Eva. Uns gelingt nichts …«

»Verlier den Mut nicht, Achim … Vorläufig sind alles nur Befürchtungen. Laß mich machen, ich erfahre es schon. Kümmre du dich um gar nichts. Ich verspreche dir, ich erzähle dir alles, auch wenn es das Schlimmste ist, ich werde dich doch nicht belügen …«

»Gut«, sagte er. »Ich will ruhig warten.« Und nach kurzem Überlegen: »Wenn du Studmann einweihen würdest –? Studmann ist die Diskretion selbst.«

»Vielleicht«, sagte sie. »Ich muß einmal sehen. Je weniger von der Sache etwas wissen, um so besser. Aber vielleicht brauche ich ihn …«

Er dehnte sich etwas. »Ach, Eva«, sagte er, bereits sehr erleichtert (es war ihm schon so, als hätte er nur böse geträumt), »du weißt gar nicht, wie glücklich ich bin, einen wirklichen Freund hier zu haben!«

»Doch, doch«, sagte sie ernst. »Ich weiß schon. Ich dachte ja auch …« Aber sie brach ab. Sie hatte sagen wollen, daß sie auch geglaubt hatte, in der Tochter eine Freundin zu haben, die sie nun verloren hatte – aber sie sagte es nicht. »Entschuldige mich einen Augenblick«, meinte sie statt dessen. »Ich will nur mal nach Violet sehen.«

»Sei nicht hart mit ihr«, bat er. »Das Kind wird schon ganz blaß.«

Wolf unter Wölfen
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