Ein wenig ist die Stadt von der Nacht abgekühlt, ein wenig frischer Wind bewegt die weißen Gardinen. Die Frau ist aufgewacht, sie hat die kleine Nachttischlampe angezündet, sie sieht – wie so oft – in das andere Bett hinüber.
Der Mann schläft. Er liegt auf der Seite, ein wenig zusammengekrümmt, das Gesicht ist friedlich, still. Das etwas krause blonde Haar gibt ihm ein kindliches, jungenhaftes Aussehen, die Unterlippe ist vorgeschoben.
Die Frau forscht in diesen vertrauten Zügen, aber keine Unruhe entstellt sie, keine Sorge quält sie.
In manchen Nächten fängt er an zu sprechen, er hat Angst, er ruft … Dann weckt sie ihn, sie sagt nur: »Du denkst wieder daran.«
Sie reden eine Weile, und dann schlafen sie wieder ein.
Es gab eine Zeit, da war ihm viel aufgeladen, aber er hat durchgehalten. Er hielt nur durch? Nein, es machte ihn stark, er entdeckte etwas in sich, das ihm Halt gab, etwas Unzerstörbares, einen Willen. Einmal war er bloß liebenswürdig gewesen – dann wurde er der Liebe würdig.
Die junge Frau lächelt – sie lächelt dem Leben zu, dem Mann, dem Glück …
Es ist kein Glück, das von äußeren Dingen abhängig ist, es ruht in ihr, wie der Kern in der Nuß. Eine Frau, die liebt und sich geliebt weiß, kennt das Glück, das immer bei ihr ist, wie ein seliges Geflüster im Ohr – den Lärm des Tages übertönend. Eine liebende Geliebte ist das ruhige Glück, dem nichts mehr zu wünschen bleibt.
Sie wirft noch einmal einen Blick durch die Stube, keine Höhle, eine Stube. Sie hört die Atemzüge vom Mann, dann, leiser und schneller, die des Kindes. Sachte bewegen sich die weißen Vorhänge.
Es ist alles ganz anders geworden.
Sie löscht das Licht.
Gute Nacht. Gute, gute Nacht!