Wir haben einen weiten Weg gehabt, oft haben wir uns aufhalten müssen unterwegs – nun haben wir es eilig! Als wir anfingen, war es Sommer, fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Es ist wieder grün draußen, es blüht, eine Ernte wächst heran – und drinnen in der Stadt, im Zimmer der Frau Thumann, der Pottmadamm, hängen in der stickigen Hitze die gelbgrauen Gardinen wieder reglos – wir wissen es nicht, wir nehmen es an. Draußen und drinnen – es ist alles dasselbe.
Es ist alles ganz anders. So wenig ist geschehen: Ein Mann kam, und es war aus mit den unsinnigen, den liederlichen Scheinen mit den astronomischen Ziffern. Zu Anfang sahen die Leute das Geld verblüfft an, es war nur eine Eins darauf oder eine Zwei oder eine Zehn. Standen zwei Nullen hinter der Ziffer, war es schon ein sehr großer Schein, nein, wie komisch! Da man doch gewöhnt war, mit Milliarden und Billionen zu rechnen!
Es kamen auch wieder Münzen in den Verkehr, richtige Geldmünzen. Man sollte nicht nur mit Mark rechnen, nein, auch mit Groschen, nein, auch mit Pfennigen – es war toll! Es gab Männer, die bauten, wenn sie ihren Lohn bekommen hatten, Türmchen aus dem neuen Geld, sie spielten damit. Es war ihnen, als seien sie aus einer wilden, verdorbenen Zeit noch einmal in das Kinderland zurückgekehrt, aus dem schrecklich Verwickelten in das Einfache, Schlichte, wo die Dinge nur erst ein Gesicht haben.
Und es war seltsam, es ging ein Zauber von diesen niedrigen Zahlen, von den Münzen und den kleinen Scheinen aus. Die Menschen besannen sich – sie fingen an zu rechnen, und plötzlich ging es auf, es stimmte! Das und das verdiene ich die Woche, soundso viel kann ich also ausgeben – siehe da, es stimmte! Die Menschen hatten durch Jahre gerechnet – und es hatte nie gestimmt! Sie hatten sich von Sinn und Verstand gerechnet, in den Taschen der Verhungerten hatte man Tausendmarkscheine gefunden, der ärmste Stromer auf der Landstraße war Millionär gewesen …
Und nun erwachten sie alle. Sie erwachten aus einem wüsten, schweren, quälenden Traum. Sie standen still, und sie sahen sich um. Jawohl, sie konnten stillestehen, um sich sehen, sich besinnen. Das Geld lief ihnen nicht weg, die Zeit lief ihnen nicht weg, das Leben blieb bei ihnen. Erschrocken sahen sie einander in die vertrauten, ach so fremden Gesichter. Warst du das? fragten sie zögernd. War ich das? – Es war so nahe, und doch fing es schon an, ihnen zu zergehen wie ein Nebel, ein Fiebertraum, ein Dunst …
Sie schüttelten es ab. Nein, das war nicht ich, sagten sie. Mit neuem Mut gingen sie an ihr Werk, es hatte wieder einen Sinn, zu arbeiten, zu leben.
Oh, es war doch alles sehr, sehr anders geworden!