Carlos von Kent: Florina, die Seepferdchen und der Sohn des Metzgers

Frostiger Winterwind fegte fisselnde Schleier aus Schnee durch die leeren Straßen von Winterhude. In den eisbeschlagenen Fenstern rund um den Schinkelplatz spiegelte sich mürrisch ein grauer Wintermorgen. Das schwarzhaarige Mädchen mit der feinen Stupsnase gähnte ausgiebig und rekelte sich wie eine schläfrige junge Katze. Sonntag! Wie schön. Und wie aufregend zugleich. Immer sonntags gehörte ihr die Wohnung, ihr ganz allein. Ein herrliches Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit kroch in ihre Gedanken.

 

Aber aufstehen? Viel zu früh! Und viel zu kalt. Außerdem war sie noch unglaublich müde. In der vergangenen Woche hatte sie kaum ein Auge zugetan. Die Lustschreie ihrer Mutter, frischverliebt und ausgehungert nach Liebe, waren in schöner Regelmäßigkeit durch die Mauern der Mietwohnung gedrungen, die dünn waren und indiskret.

 

Draußen wurde das Schneetreiben immer dichter. Das verträumte Mädchen lächelte in sich hinein. Sie dachte daran, wie sie erst gestern noch mit ihrer Mutter zusammen gebadet hatte. Wirkten sie nicht auf den ersten Blick wie zwei Schwestern? Die gleichen wildgelockten schwarzen Haare, die gleichen Augen, dunkel und feurig, die langen Beine, die schmale Taille und die geschwungenen Hüften. Auch die festen kleinen Brüste mit den kecken Zitzen, die vollen Lippen, selbst die buschigen Schamhaare, die gelockt waren wie bei Persianerkätzchen – alles hatte sie von ihrer Mutter. Wie schön veröffentlicht. ihre Mammi doch war! Prickelnder Stolz überkam sie, wenn sie gemeinsam durch die Stadt gingen. Denn nie wusste sie, wem die anerkennenden Blicke der Männer und die Pfiffe der Jungs eigentlich gelten sollten.

 

Aber warum, so fragte sie sich, hatte sich ihre doch so begehrenswerte Mammi ausgerechnet mit diesem Mann eingelassen? Er hieß Stanislav, wohnte ein Stockwerk unter ihnen, und er arbeitete als Metzger im Schlachthof. Und so sah er auch aus, kantig, grob und ungehobelt. Schon von der Statur her passte er so ganz und gar nicht zu ihr, mit seinem massigen Körper, dem kahl rasierten Schädel und den tief liegenden Augen. Außerdem war er über zwanzig Jahre älter. Das Mädchen erschauderte. Sie stellte sich vor, wie der bullige Mann sich über den grazilen Körper ihrer Mutter hermachte und dabei stöhnte wie ein Eber im Stall.

 

Dennoch gönnte sie ihrer Mutter dieses Abenteuer. Schon viel zu lange war sie allein gewesen … Aber mehr als ein Abenteuer konnte es wohl doch nicht sein bei all diesen Gegensätz- lichkeiten, dachte das morgenmüde Mädchen und gähnte noch einmal in die Kissen hinein. Irgendwie freute sie sich über die lautstarke, dampfende Sinnlichkeit, die des Nachts regelrecht durch die Mauern zu tropfen schien. Nur diese seltsamen, klatschenden Geräusche, die hatte sie sich lange Zeit nicht erklären können. Bis sie eines Tages zufällig das englische Fotomagazin im Kleiderschrank ihrer Mutter zwischen der Wäsche entdeckt hatte. Genau, das war es. »Happy Spanking« stand auf dem Titel und entsprechend waren die Fotos.

 

Seitdem machte Florina sich ihre Gedanken, wenn sie wieder einmal diese Geräusche hörte. Ob Stanislav ihre Mammi wohl gerade übers Knie legte? Oder ob er seinen Gürtel auf ihre nackten Pobacken niedersausen ließ? Jedenfalls waren ihre Schreie hell und eindringlich, aber nicht unbedingt leidend, und Florina hatte absolut nicht den Eindruck, dass es ihrer Mammi ernsthaft wehtun würde.

 

Unruhig wälzte sie sich von der einen Seite auf die andere. Zärtlichkeit … ja, Zärtlichkeit war es, was sie sich zuallererst von einem Mann erträumte. Aber andererseits … ihre Hand schob sich zielstrebig unter das Nachthemd. Kribbelnde Ungewissheit stieg in ihr hoch, als sie sich über ihren Bauch streichelte, und legte sich wie ein heißes Netz auf ihre Gedanken. Was wohl dort unten in dem Schlafzimmer vor sich gehen mochte, wenn sich ihre Mutter dem klobigen Metzger hingab? Ihre Finger teilten die geschwollene Kerbe zwischen den Beinen und fanden feuchte Klebrigkeit. Bald warf sie den Kopf hin und her und biss sich in die Hand. Manchmal wusste sie eben selber nicht, was sie eigentlich wollte. Sie seufzte und stellte sich vor, wie sie sich unter den drängenden Stößen eines hübschen jungen Lovers aufbäumte. Meist dachte sie dabei an Prominente aus Film und vom Fernsehen, oder auch an Idole aus dem Sport. Aber in letzter Zeit stellte sie sich immer häufiger vor, dass es Boris war. Seine blauen Augen, sein blonder Wuschelkopf, seine jungenhafte Art, all das faszinierte und erregte sie. Und wie die anderen Mädels hinter ihm her waren, wenn er vom Tennisplatz kam! Richtig eifersüchtig war sie dann. Aber er schien wohl eher die Braunhäutigen und Karamellfarbenen zu bevorzugen, so flüsterte man jedenfalls, wenngleich sie ihn immer nur allein sah. Aber ob Schokomädchen oder Tänzerin oder auch nicht, jedenfalls schmückte sie auch heute ihre Lieblingsphantasie mit allen Details, die ihr gerade zu Boris einfielen, freudig assistiert von ihren Fingern, deren zärtliche Zudringlichkeiten sie schließlich mit befreiten Jubelschreien hineinfallen ließen in wallendes Wohlgefühl. Dann streckte sie sich aus, von langen Zitterschauern ermattet, und schlief sofort ein. Lange Zeit später erwachte sie erneut. Vor dem Fenster tanzten dichte Schneeflocken einen Reigen mit undurchschaubarer Choreografie. Da war doch etwas …? Ungläubig öffnete sie die Augen und richtete sich im Bett auf. Hatte nicht eben jemand ihren Namen gerufen? Wie seltsam, sie war doch an diesem verschneiten Sonntag allein in der Wohnung. Das Mädchen schüttelte den Kopf, beschloss, von Schmetterlingen zu träumen, von zwitschernden Vögeln und von dem Geruch von Sonnenmeer. Dann versank sie wieder in der wärmenden Daunenpracht.

 

Bald darauf hörte sie wieder ihren Namen.

 

»Florina! … Florina!«, rief eine dünne Stimme.

 

Ein Vogel. Das konnte nur das Piepsen eines Vogels sein. Aber woher um Gottes Willen konnte ein Vogel … Das Mädchen fuhr hoch, rieb sich die Augen und sah sich im Zimmer um. Kein Vogel weit und breit. Aber die Stimme, diese Stimme war immer noch da.

 

»Florina! … hier oben, Florina … genau über dir.«

 

Sie rieb sich die Augen. Richtig! An einer Kette aus Muscheln hing doch über ihr an der Wand seit ein paar Tagen das getrocknete Seepferdchen. Aber wieso …

 

»Ich bin’s, das Seepferdchen«, wisperte die Stimme. »Ich heiße Kiri. Mein Körper ist erstarrt, weil ich dem Bann des grünen Gründels verfallen bin. Nur du, du kannst mich befreien, Florina. Du bist der erste Mensch, der mich hört …. Hilf mir, und ich führe dich zum Lord der Träume. Er wird dir dafür etwas geben, das nur wenige Menschen besitzen: Die Freiheit der Träume. Was immer du zu träumen beschließt, es wird im Schlaf zu dir kommen.« Florina folgte den Anweisungen, welche die Stimme ihr jetzt gab.

 

Sie wollte dem zarten Tierchen helfen. Außerdem war sie unglaublich neugierig, was nun passieren würde. Sie ging ins Badezimmer, ließ warmes Wasser in die Wanne laufen und setzte, genau nach seinen Anweisungen, den fingerlangen, starren Winzling hinein.

 

Regungslos sank der getrocknete Körper bis auf den Boden der Wanne.

 

»Ich habe wohl doch nur geträumt«, dachte sie, als sie ihr Nachthemd über den Kopf zog und es zu Boden gleiten ließ. Und wenn nicht? Wenn diese Stimme doch keine Einbildung war? »Na ja, ein bisschen verrückt war ich ja schon immer. Das habe ich wohl von meiner Mammi.« Sie lächelte vor sich hin, als sie an ihre Mutter dachte und streichelte sich die Brüste. Aber dann riss sie sich von ihren Gedanken los und stieg vorsichtig hinein in die nasse Wärme, streckte sich genüsslich aus und schloss die Augen. Kurz darauf breitete sich perlendes Prickeln in ihrem Körper aus und jagte ihr kleine Wonneschauer über den Rücken. Sie seufzte tief und wohlig und atmete den Duft ein, den der Badezusatz aus Rosmarin verströmte, den sie auf dem Wochenmarkt am Goldbekufer gekauft hatte. Dort, wo im Frühling die kleinen Schrebergärten erblühten, die sich an den idyllischen Goldbekkanal schmiegten, wo sich dann Rhododendron, Flieder und Goldregendüfte mit den Gerüchen von frischen Früchten, Bratwurst und Knoblauch mischten, und wo sich im Sommer die kleinen Ruderboote tummelten wie gutgelaunte Farbtupfer auf hitzespiegelndem Nass.

 

Aber bald wucherten ihre sonderbaren Gedanken durch den Kopf.

 

Sie dachte an die bulligen Möhren, die nirgends dicker zu sein schienen als in dem Verkaufsstand des alten Moorbauern, und sie stellte sich den eleganten Spargel vor, den der Grieche mit dem feurigen Blick anbot, der sie immer halb auszog mit seinen Augen.

 

Dazu gesellten sich Gedanken von ungekannten Empfindungen, die sie umfingen wie feuchte Glitzerketten im Abendnebel.

 

Nach einer Weile spürte sie ein sanftes Kitzeln an ihrem Bauch.

 

Dann eine zappelnde Bewegung. ›Das Seepferdchen‹, schoss es ihr durch den Kopf. ›Sollte es etwa‹ … ungläubig öffnete sie die Augen und sah an sich hinunter. Tatsächlich! Das Seepferdchen – es lebte! Ganz munter schwamm es in der Wanne umher und fühlte sich ganz offensichtlich pudelwohl. Jetzt kitzelte der geringelte Schwanz an ihrem Bauchnabel.

 

»Wo willst du denn hin?«, kicherte Florina.

 

»Ich will dir danken. Dafür, dass du mich errettet hast. Wenn du willst, führe ich dich nun zum Lord der Träume. Schließe einfach die Augen und folge mir.«

 

Und ob Florina wollte. Mit amüsierter Spannung schloss sie die Augen. Was würde wohl geschehen? Erst einmal jedoch geschah eine ganze Weile gar nichts. Außer, dass sie wieder fürchterlich müde wurde. Aber dann erneut dieses Kitzeln an ihrem Bauch.

 

Diesmal stieg es langsam höher. Immer höher, bis es die Ansätze ihrer Brüste erreicht hatte. Allmählich wurde das Kitzeln zu einem sonderbaren nassen Streicheln. Florina erbebte. Sie spürte die leichten Schauer einer Gänsehaut, die unaufhaltsam auf ihrer Nacktheit herumkrochen. Prickelnd und drängend bis zu den sanften Hügeln, dann hinauf zu den Spitzen, die sich langsam aufrichteten.

 

Dann begann der Tanz des Seepferdchens. Reibend und flatternd drängte es sich an die rosigen Knospen. Immer wieder schlug der weichgeschuppte Schwanz gegen die schwellenden dunklen Stifte.

 

Florina stöhnte leise. Was geschah mit ihr? Allmählich begann sie die leichten Schläge zu genießen, sich sogar danach zu sehnen. Und schon bald merkte sie, dass sie die Berührungen des lüsternen Wasserkoboldes steuern konnte, indem sie sich streckte und ihren Oberkörper aus dem Wasser dehnte. Dann war das Seepferdchen machtlos und tänzelte lockend an der l’aille herum. Wollte sie aber, dass dieses seltsame Wesen sie wieder berührte, ließ sie sich tiefer sinken und lieferte sich erneut seinem Liebestänzeln aus.

 

Nach einiger Zeit begann sie, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren. Kiri glitt an ihr herunter, strich an ihren Hüften entlang.

 

Tänzelte eine Weile um ihren Bauchnabel herum, spielerisch und unaufdringlich. Schließlich tauchte es ganz und gar unter. War das Spiel zu Ende? Florina war enttäuscht. Wie schade! Gerade jetzt, wo sich die schönen Ströme so verdichtet hatten, dass sie glaubte, die Knospen würden ihr von den Brüsten springen vor Lust. Gerade jetzt, wo sich dieses köstliche Ziehen in ihrer Mitte bemerkbar machte. Enttäuschung stieg in ihr auf.

 

Es verging eine ganze Zeit, bis Florina erneut sanfte Liebko- sungen spürte. Zuerst an ihren Kniekehlen, dann schlängelnd an den langen Schenkeln empor, bis sie in den dunklen Haaren ihrer Scham spielten, um dann aufzutauchen und sich gleich darauf wieder in das buschige Dreieck zu wühlen. Die blubbernden Blasen von Kiris Atemluft raubten ihr fast die Sinne. Keuchend warf sie sich auf die Seite, das Wasser schwappte über den Rand der Wanne. Das Wesen jedoch ließ nicht locker, tauchte wieder und wieder in das Delta, ließ dem Mädchen keine Ruhe, drangsalierte die schwellenden Schamlippen mit immer neuen Zudringlichkeiten.

 

Florina konnte sich kaum noch beherrschen. Das Ziehen zwischen ihren Beinen machte sie zur willenlosen Gespielin dieser märchengleichen Erscheinung. Ihre wilden Bewegungen wühlten das Wasser auf, es war ihr, als wenn warme, glatte Flammen empor krochen an ihrem schwellenden Fleisch. Weiter, immer höher, bis sie sich schlängelnd und peitschend an ihrer Lustperle vergnügten. Sie geißelten ihr empfindlichstes Teil mit raffinierten Schwanzschlägen, bis sie kreischend mit den Schenkeln schlug. Wie Meereswellen wogte das Wasser über den Wannenrand und kehlige Schreie prallten echohallend gegen die Wände.

 

Dann war Kiri verschwunden. Dafür wimmelte auf einmal die Wanne von schwanzschlagenden Wesen. Brüder und Schwestern von Kiri? Wer konnte das wissen. Es blieb Florina auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn plötzlich kamen sie von allen Seiten. Es mussten über ein Dutzend sein. Und sie waren längst nicht so sanft wie Kiri. Es war eine gierige Meute weich geschuppter, liebestrunkener Lüstlinge, die sich in rastloser Gier auf den Leib des Mädchens stürzten. Sie gönnten ihr keine Ruhe.

 

Geißelten sie mit ihren Schwänzen. Überall und ohne Unterbrechung. Aufdringlich, rücksichtslos, und mit einer Raffinesse, die Florina ihre letzten Hemmungen vergessen ließ.

 

Wie herrlich gemein diese kleinen Biester waren! Immer, wenn das Verlangen in dem Mädchen hochstieg, zogen sie sich zurück, fast wie auf ein geheimes Kommando. Aber sobald sich ihr Körper beruhigt hatte, fielen sie erneut über sie her. Am wildesten trieb es ein nahezu handgroßes Exemplar, offensichtlich der Anführer des Rudels. Seine peitschenden Schwanzschläge zwischen ihren Schenkeln brachten Florina zum Toben. In ungezügelter Leidenschaft warf sie sich in der Wanne hin und her, mit wühlenden Bewegungen, zappelnd wie ein Fisch in einem Netz aus purem Verlangen und Wollust.

 

Und dann, mit einem Mal, wurde die Wanne größer und größer.

 

Florina konnte die Arme und die Beine ausbreiten. Langsam schmolzen die Wände, der Boden sank tiefer und immer tiefer, das ganze Badezimmer wurde zu einer riesigen Wanne, in der sie mit lusttrunkenen Schreien versank.

 

Das Klingeln an der Wohnungstür brachte sie in die Realität zurück. Eilig stieg sie aus der Wanne und hastete zur Tür, öffnete sie, noch halb geistesabwesend und mit zitternden Knien. Sie erblickte die Gestalt eines jungen Mannes. Es war Boris.

 

»Hi Nachbarin! Ey, was ist denn bloß los bei euch? Das Wasser tropft unten schon durch die Decke. Mein Vater ist auf Hundertachtzig. Sei froh, dass er nicht selber hochkommt.«

 

Florina konnte nicht antworten. Sie fühlte sich, als hätte sie Bleischuhe an, die sie in einen Ozean aus Schamgefühl hinunterzogen.

 

Da stand sie nun, tropfnass und nackt. Und sie zitterte am ganzen Körper. War es die Kälte vom Flur? War es das Nachbeben der Gefühle, die sie in der Wanne einfach weggerissen hatten in die Welt ihrer dunklen Phantasien? Sie hatte den Eindruck, als wenn jeder auf den ersten Blick erkennen musste, was sie gerade getrieben hatte. Und trotzdem musste sie gerade jetzt an den Lord der Träume denken! Kiri hatte ihr doch zugeflüstert, dass sie zum Dank für ihre Befreiung all das wahr werden würde, was sie sich in ihren Träumen ersann. Galt das auch für ihre verbotenen Phantasien? … Jetzt erst wurde ihr klar, dass sie völlig nackt war. Nackt und schutzlos den Blicken des jungen Mannes ausliefert, den sie schon so oft in ihre Phantasien hineingezogen hatte. Was, wenn er es seinem Vater erzählen würde? Ausgerechnet Stanislav! Oder gar ihrer Mammi …?

 

Auch Boris wirkte jetzt wie gelähmt. Nur seine Augen nicht, diese großen, blauen Augen mit denen er geradezu körperlich Besitz von ihr zu ergreifen schien. Schließlich verfing sich sein Blick in ihrem Schamhaar. Und was er dann sagte, war so ungeheuerlich, dass ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie spürte, dass ihre Wangen brannten wie nach einer Ohrfeige. Sie konnte seine Worte nicht gleich verarbeiten, sie stürzten sie weit mehr noch als das frivole Spiel mit den Seepferdchen in Verwirrung. Während das Blut in ihrem Kopf pochte, und gleichzeitig in ihrer Scham, stand sie einfach nur da, ohne Regung, während ein Nebel gegensätzlicher Gefühle durch ihren Körper kroch. Noch einmal hallten seine Worte in ihr nach:

 

»Hey, du Schnalle. Bist ja richtig obercool gebaut …. und das Bärchen – original gelockt wie bei deiner Mutter«.

 

Er schloss die Wohnungstür, trat auf sie zu, löste den Ledergürtel von seinem Hosenbund und legte ihn zusammen. Langsam und wie in Trance, die Hände nun notdürftig schützend vor ihrem Geschlecht, wich Florina vor ihm zurück.

 

Bleib stehen und dreh dich um!

 

Florina bemerkte, dass ihre Flanken zitterten. Als sie seine Anweisung befolgt hatte, durchfurchten sie neue Schamgefühle: Sie stand vor dem großen hohen Spiegel an der Flurgarderobe! Nun war sie seinen Blicken von vorne und von hinten ausgeliefert!

 

Aber der überraschende Besucher wollte noch mehr.

 

»Und jetzt die Hände hinter den Kopf!«

 

Und während sie ihn, den Lederriemen in der Hand, im Spiegel auf sie zukommen sah, vermischten sich die Worte des Seepferdchens in ihren Ohren mit einem hellen Sirren: »Was immer du zu träumen beschließt, es wird im Schlaf zu dir kommen.«

 

Oh, Mami … dachte sie. Blitzartig schossen ihr die Szenen durch den Kopf, wie sie das Magazin zwischen der Wäsche ihrer Mutter gefunden hatte und was sie erlauscht hatte, als sie unten bei diesem Stanislav war.

 

Stanislav? Zweifel stiegen in ihr auf. Aber sie konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende führen.

 

»Na, dann wolln wir doch mal sehn, ob du noch mehr Gemeinsamkeiten mit deiner Mutter hast …«

 

Dann hörte sie das klatschende Geräusch, als der Sohn des Metzgers mit den Ledergürtel, als wolle er ihn prüfen, mehrfach auf die Innenseite seiner Handfläche schlug.