Den Jäger akzeptieren

Ad'non Kareese fuhr mit langen, schlanken Fingern über Innovindils weiche Haut, über den vogelhaft zarten Hals der Elfenfrau und zu ihrer Kehle.

»Spürst du das?«, fragte der Drow, obwohl er selbstverständlich annahm, dass die gelähmte Oberflächenelfe seine Sprache nicht verstand.

»Tu schon, was du nicht lassen kannst«, sagte Donnia hinter ihm.

Ad'non lächelte und drehte sich nicht zu ihr um, damit sie nicht sehen konnte, wie sehr ihre offensichtliche Gereiztheit ihn amüsierte. Sie begriff, was er vorhatte, und sie wusste, dass es dabei natürlich eher um Erniedrigung als um eine gefühlsmäßige Verbindung ging – und sie war selbst eine Drow, also würde sie ihren eigenen Spaß mit den gelähmten Opfern finden –, aber in ihrer Stimme lag dennoch unmissverständliche Schärfe.

Amüsant.

»Wenn du warm und weich genug bist, werde ich dich vielleicht noch eine Weile leben lassen«, sagte Ad'non zu Innovindil.

Er beobachtete den Blick der Elfenfrau, als er mit ihr sprach, und sah, dass sie tatsächlich auf seine Stimme und seine Berührung reagierte. Sie konnte sich nicht bewegen – das Drow-Gift hatte gute Arbeit geleistet –, aber sie verstand, was geschah, verstand, was er mit ihr vorhatte, und wusste, dass es für sie kein Entrinnen gab.

Das machte alles noch viel besser.

Ad'non fuhr nun über Innovindils kleine Brüste und ihren Bauch. Dann stand er auf und trat einen Schritt zurück. Er warf einen Blick zu Donnia, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

»Wir sollten sie in eine andere Höhle bringen«, sagte er zu ihr. »Dort können wir sie eine Weile gefangen halten.«

»Die Frau vielleicht«, erwiderte Donnia, dann warf sie einen Blick zu Tarathiel. »Für den hier gibt es nur den Tod.«

Damit war Ad'non vollkommen einverstanden, und wieder warf er einen Blick zu der Elfenfrau und grinste.

Dann konnte er sie nicht mehr sehen – eine Kugel aus Dunkelheit umgab sie und ihren Gefährten.

Die beiden Dunkelelfen reagierten sofort. Ad'non hatte seine Schwerter bereits gezogen, Donnia packte ihr Schwert und ihre Handarmbrust. Die Gestalt hinter ihnen am Eingang war gut genug zu erkennen. Es war ein Drow, der ruhig dastand, die Krummsäbel gezogen.

»Verräter!«, knurrte Donnia, hob die Armbrust und schoss.

Drizzt zitterte vor Zorn, als er die Höhle betrat und die beiden Oberflächenelfen am Boden liegen sah. Er hatte schon aus der Ferne bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, denn das Wiehern und die stampfenden Hufe der Pegasi hatten ihn bereits gewarnt. Ohne zu zögern war der Waldläufer von dem flachen Felsen gesprungen, von dem aus er das Areal häufig beobachtet hatte, und zwischen den geflügelten Pferden hindurchgeeilt, über denen sich die Kugeln aus Dunkelheit langsam auflösten.

Er war so erschrocken gewesen, dass er nicht einmal innegehalten hatte, um Guenhwyvar zu rufen.

Und nun stand er den beiden Drow gegenüber.

Er sah nicht einmal die Bewegung, aber er hörte das charakteristische Klicken, und an dieses vielsagende Geräusch erinnerte er sich gut. Er fuhr herum und ließ seinen Umhang um sich herumwirbeln.

Das bewirkte, dass der erste Bolzen nur den Umhang traf, aber noch während er den Stoff zerriss, erklang das Klicken ein zweites Mal. Drizzt drehte sich abermals, aber der zweite Bolzen ging an dem wehenden Umhang vorbei und traf ihn an der Hüfte.

Beinahe sofort spürte er die betäubende Kälte des Drow-Gifts.

Er taumelte rückwärts auf den Ausgang zu und dachte daran, Guenhwyvar zu rufen. Aber er konnte nicht mehr nach dem Beutel an der Hüfte greifen, er konnte sich nur noch an seine Waffen klammern.

»Wie schön von dir, uns zu besuchen, Drizzt Do'Urden«, sagte die Drow, die auf ihn geschossen hatte.

Die Sprache seiner Heimat wieder zu hören versetzte ihn in die Vergangenheit, brachte ihm Bilder von Menzoberranzan und seiner Familie in Erinnerung, vom Haus Do'Urden und von Zaknafein, von Narbondel und den gewaltigen Drow-Palästen, Stalagmiten- und Stalaktitengebäuden mit geschwungenen Balkonen, geschmückt mit vielfarbigem Feenfeuer.

Er sah alles so klar vor sich – die frühen Tage mit seinen Schwestern und die Ausbildung mit den Waffenmeistern in Melee Magthere, der Schule für Drow-Krieger.

Das Klirren von Metall gegen Stein weckte ihn auf, und erst jetzt begriff er, dass er sich schwer gegen die Wand lehnte und einen seiner Krummsäbel fallen gelassen hatte.

»Ah, Drizzt Do'Urden, ich hatte gehofft, dass du dich besser verteidigen würdest«, erklärte der männliche Drow. Allein der Klang der Stimme sagte Drizzt, dass sein Feind näher kam. »Ich habe so viel über dein überragendes Können gehört.«

Drizzt konnte die Augen nicht offen halten. Er spürte, wie seine Beine taub wurden, so dass er nicht einmal mehr den Boden unter den Füßen spürte. Er stand nur noch deshalb halbwegs aufrecht, weil er an der Höhlenwand lehnte.

Das Gift breitete sich weiter aus, und der Drow kam näher.

Drizzt versuchte, sich gegen die Taubheit zu wehren, strengte sich an, seine Mitte zu finden, versuchte, die Verwirrung, die ihn überfallen hatte, abzuschütteln.

Es war unmöglich.

»Jetzt haben wir vielleicht etwas gefunden, mit dem sich besser spielen lässt, Ad'non«, hörte er die Drow-Frau aus weiter, weiter Ferne sagen.

»Der hier ist zu gefährlich, liebe Donnia«, widersprach der Mann. »Wir sollten ihn schnell töten.«

»Wie du willst…«

Ihre Stimme verklang, und es kam Drizzt so vor, als fiele er tief in eine finstere Grube, aus der er nicht entkommen konnte.

Wulfgar lag auf dem Bauch, spähte nach unten und versuchte, den besten Winkel zu finden, sich dem Sims zu nähern, auf dem Taulmaril hängen geblieben war.

Hinter ihm band sich Catti-brie ein Seil um die Taille und prüfte die Länge.

»Dieses teuflische Schwert hatte mich vollkommen vereinnahmt«, gab sie zu, als Wulfgar sich umdrehte und sie anschaute. »Ich habe seinen Ruf lange nicht mehr so nachdrücklich gespürt.«

»Das liegt daran, dass du müde bist«, erwiderte Wulfgar. »Wir sind alle müde. Wie oft haben unsere Feinde uns angegriffen? Ein Dutzend Mal? Sie lassen uns keine Ruhe.«

»Wirf einfach einen Stein nach dem verdammten Ding, und wenn es nach oben wippt, schnapp es dir«, sagte Torgar, der mit Shingles McRuff zu ihnen gestoßen war.

Beide Zwerge hinkten, und Shingles drückte den Arm schützend an die Seite.

»Das haben wir schon versucht«, erwiderte Wulfgar.

»Wie geht es Pikel?«, fragte Catti-brie. »Und Pwent?«

»Pwent hat den Verstand verloren«, erwiderte Shingles.

»Das ist nichts Neues«, erklärte Catti-brie.

»Und Pikel sagt nichts als ›Oooh‹, seit er den Arm verloren hat«, fügte Shingles hinzu. »Ich denke, er wird ein wenig Zeit brauchen, bis er sich daran gewöhnt hat. Banak hat ihn runter nach Mithril-Halle geschickt, damit er besser gepflegt werden kann.«

»Aber er wird es überleben, und das ist mehr, als viele andere von sich behaupten können«, fügte Torgar hinzu.

»Nun, beeil dich mit dem Bogen«, sagte Shingles. »Könnte sein, dass wir uns alle schon bald in die Halle zurückziehen müssen.« Er warf einen Blick über die Schulter zu dem Gebirgskamm mit den Riesen. »Wir können standhalten, solange wir nicht mehr so dumm sind, die verdammten Orks bis in Schussweite dieser Mistkerle zu verfolgen. Aber sie bringen große Stämme dort rauf und bauen Katapulte. Sobald sie anfangen, die Dinger zu benutzen, sollten wir hier verschwinden.«

Wulfgar und Catti-brie wechselten besorgte Blicke. Gegen diese Logik war leider nichts einzuwenden.

»Banak hätte bereits den Rückzug befohlen«, sagte Torgar, »aber jetzt haben wir eine Streitmacht im Westen des Tals der Hüter, und er weiß, wenn er hier aufgibt, wird es für sie nicht leicht sein, zum Tor zurückzukehren, denn dann brauchten die Riesen nur ihre Schusslinie zu ändern, und die Armee aus dem Westen müsste das Tal unter dem direkten Beschuss durch die Riesen durchqueren.«

Wieder wechselten die beiden Menschen einen besorgten Blick. Ihre Feinde hatten sich einen gewaltigen taktischen Vorteil verschafft, einen, der die Zwerge sehr wahrscheinlich aus diesem Bereich vertreiben und zurück nach Mithril-Halle bringen würde. So viel schien sicher.

Was bedeutete das für die Siedlungen in der Umgebung?

Und was bedeutete es für Mithril-Halle, wenn es keinen Handel mehr an der Oberfläche treiben konnte und keine Möglichkeit hatte, eine größere Truppe auszusenden, um das Land zurückzuerobern?

Für Wulfgar und Catti-brie stellte sich noch ein weiteres Problem.

Wenn sie unter die Erde gezwungen würden, was bedeutete das für Drizzt Do'Urden?

Würde er je im Stande sein, zu ihnen zurückzufinden?

Er sah Zaknafein in die Säuregrube fallen.

Er sah Ellifain an der Wand zusammensacken.

Er sah Bruenor auf dem einstürzenden Turm.

Er spürte jedes Mal intensiv seine Trauer und seinen Zorn, und diesmal schob er sie nicht beiseite. Nein, Drizzt nahm sie an, rief diese Gefühle zu sich, suhlte sich in ihnen, verstärkte sie.

Er stellte sich vor, wie Regis von Orks zerrissen wurde.

Er stellte sich vor, wie Wulfgar in ein blutiges Meer feindlicher Speere stürzte.

Er stellte sich Catti-brie vor, am Boden liegend und hilflos, umgeben von Feinden, blutend aus hundert Wunden.

Diese Phantasiebilder vermischten sich mit den sehr wirklichen und schmerzlichen Szenen, deren Zeuge er tatsächlich geworden war, den Erinnerungen an Kummer und Verzweiflung, den Stunden seines Lebens, die ihn an einen Ort emotionaler Finsternis geführt hatten.

Er spürte, wie der Jäger in ihm erwachte. Alle Bilder verbanden sich zu einer langen Reihe von Schmerz, Trauer, Kummer und Bedauern – und vor allem von reiner Wut.

Ein Schwert stach in Drizzts linke Seite, dann erklang das Klirren von Metall auf Metall, die alarmierende Nachricht für seine beiden Angreifer, dass ihr Gift den Jäger nicht besiegen konnte. Schon zuckte ein Krummsäbel in einem Rückhandschlag hoch und zur Seite, um das zustoßende Schwert abzufangen und nach oben zu wenden.

Das zweite Schwert folgte vorhersehbar niedrig, aber selbst bei diesem zu erwartenden Angriff hätte Drizzt eigentlich keine Chance haben dürfen, seinen ersten Säbel noch rechtzeitig abwärts zu reißen oder den zweiten aufzuheben.

Aber er war der Jäger, und tatsächlich kam Eistod rechtzeitig nach unten, traf das Schwert und drängte es nach rechts. Während dieser Abwehrbewegung duckte sich der Jäger und hob Blaues Licht vom Boden. Als er sich rasch wieder erhob, die Klingen nun in vollendeter Harmonie, trieb der zweite Säbel das Schwert noch weiter weg.

Der erste Säbel wurde umgedreht und schlug fest gegen das erste Schwert.

Und nun stand Ad'non hilflos da, die Schwerter nach beiden Seiten gestreckt, zwei tödliche Krummsäbel zwischen ihnen.

Ein plötzliches, brutales Ende wäre dem überraschten Ad'non sicher gewesen, hätte seine Gefährtin den Jäger nicht von hinten angegriffen. Ein rasches Zucken schob Ad'nons Klingen noch mehr nach außen, und er musste zurückweichen, um auch nur die Spur einer Verteidigungsposition aufrechterhalten zu können. Er brauchte allerdings in diesem Augenblick keine Verteidigung mehr, denn der Jäger hatte sich bereits umgedreht und riss die Klingen in schützendem Muster vor sich, wobei er sich weiter nach rechts wandte.

Donnia schrie auf, als ihr Schwert so überraschend abgewehrt wurde, aber sie war eine gute Kämpferin, folgte dem Fluss der Krummsäbel und stieß schnell mit dem Dolch zu.

Der Jäger bewegte sich aus der Hüfte heraus, wich aus und blieb außer Reichweite.

Dann drehte er sich abermals, wehrte Ad'nons Doppelstoß ab, und die Krummsäbel bewegten sich nach oben und zur Seite und trafen die Schwerter ein Dutzend Mal in schneller Folge, bevor er die Drehung fortsetzte, den Dolch von sich wegzwang und dann abermals hart auf Donnias Schwert einschlug.

Wieder drehte sich der Jäger, drehte auch seine Klingen; schlug erst nach einer, dann nach der anderen Seite, immer im richtigen Winkel, um die Waffen seiner Gegner abzufangen, als sähe er jeden Angriff kommen, noch bevor er begonnen hatte.

Seine Angreifer waren jedoch keine Anfänger, und sie hatten viele Male zusammen gekämpft. Sie blieben einander gegenüber und stimmten ihre Vorstöße aufeinander ab, wobei sie erheblich weniger Energie verschwendeten als der sich ununterbrochen drehende Verteidiger. Dennoch, was immer sie taten, jeder Angriff, ob hoch oder niedrig, links oder rechts, wurde von einem klirrenden und vollendet gezielten Krummsäbel abgewehrt.

Dann blieb der Jäger plötzlich stehen, und das Paar griff erneut an, aber Drizzt drehte sich in die andere Richtung. Wieder klirrte Metall auf Metall, zwei Krummsäbel schlugen gegen drei Schwerter.

Die Drehung hatte ein rasches Ende gefunden, und der Jäger stand seitlich zu beiden Angreifern.

Ad'non griff an, beide Klingen hoch erhoben.

Der Jäger duckte sich und stach nach Ad'nons Knien, dann sprang er hoch in die Luft und über Donnias Schwert hinweg, während Ad'non zurückwich. Drizzt landete, machte einen raschen Schritt auf Ad'non zu, kreuzte die Krummsäbel zwischen Ad'nons horizontalen Klingen und zog sie hoch nach oben, bis seine Arme sich kreuzten und die Griffe Ad'nons Schwerter berührten, dann riss er sie wieder auseinander und hätte seinem Gegner beinahe beide Schwerter entrissen.

Ad'non warf sich nach hinten, und der Jäger tat es ihm nach und schlug einen Rückwärtssalto über Donnias zustechendes Schwert hinweg. Er landete sicher und im Gleichgewicht, immer noch in der Rückwärtsbewegung.

Die geschickte Donnia hatte inzwischen den Dolch anders gepackt und warf ihn nach seiner Brust.

Aber der rechte Krummsäbel des Drow kam rechtzeitig hoch, und bevor der abgewehrte Dolch abprallen konnte, führte er den linken Säbel darunter, drückte ihn einen winzigen Augenblick gegen die erste Klinge, dann schnitt er weiter nach links und wendete den Dolch auf seinen rasch zurückweichenden Feind zu. Ad'non duckte sich verzweifelt, aber der Dolch streifte ihn an der Wange, als er rückwärts taumelte.

Donnia stieß mit dem Schwert zu und zog gleichzeitig eine Peitsche aus dem Gürtel.

Ihr Schwert kam dem Jäger nicht einmal nahe, denn er hatte den rechten Säbel gedreht und schlug nach unten, drehte ihr Schwert und hob es, und dann hatte er auch die linke Hand wieder nach vorne gebracht, der linke Säbel berührte das Schwert ebenfalls und hob es noch höher. Der rechte Krummsäbel stieg weiter diese Leiter der Abwehr hinauf, trieb Donnias Schwert weiter nach oben.

Die Drow-Frau unternahm nur einen minimalen Versuch, ihre Klinge loszureißen, denn ihre zweite Hand war schon beschäftigt, ließ die Peitsche nach vorn gleiten und dann plötzlich nach dem Gesicht des Jägers schnappen.

Ein Krummsäbel wehrte die Peitsche ab, konnte aber die verzauberte Schnur nicht durchtrennen, und der Zauber, der dies verhinderte, brachte auch den lebendigen Tentakel Donnias Wünschen entsprechend zurück und wickelte ihn fest um den Säbel.

Die Augen der Drow-Frau blitzten angesichts ihres bevorstehenden Sieges, und sie riss dem Jäger den Säbel aus der Hand. Sie war überrascht, wie schnell er nachgab – aber nur, bis sie begriff, dass er einfach losgelassen hatte, sich dabei drehte und seinen Umhang vom Hals zog.

Ad'non griff von der Seite an, aber der Jäger bewegte sich rasch und benutzte Donnia als Schild. In der Drehung brachte er den Umhang hoch über den Kopf, ließ ihn herumwirbeln, und als Donnia abermals mit der Peitsche zuschlug, warf er ihn.

Sie spürte, wie die Peitsche seine Schulter traf und der wirbelnde Umhang auf ihr landete – was sie für einen guten Tausch hielt.

Aber dann bemerkte sie das plötzliche Brennen seitlich an ihrem Hals, und sie erkannte, dass ihr Armbrustbolzen noch in dem Umhang gesteckt und dieser heimtückische Krieger den Wurf vollendet abgestimmt hatte, um die giftige Spitze nach Donnia zu schleudern.

Mit einem Schrei wich sie zurück und warf den Umhang von sich.

Der Jäger musste nun mit nur einem Krummsäbel gegen zwei Schwerter bestehen, aber er wehrte immer noch jeden Angriff ab und ließ Ad'non nicht einmal in seine Nähe kommen. Dabei wich er langsam und in vollendetem Gleichgewicht zu seinem verlorenen Säbel zurück.

Ad'non folgte diesem Manöver und beschleunigte seine Attacken, stürzte sich plötzlich und wild auf seinen Gegner.

Der Jäger sprang beiseite. Schon war er links von Ad'non, und der erfahrene Meuchelmörder streckte sofort die linke Klinge aus. Als diese beiseite geschlagen wurde, stieß er mit der rechten nach.

Auch diesen Angriff wehrte der Jäger ab, dann drehte er sich blitzschnell und wandte Ad'non den Rücken zu. Ein rasches Pumpen des Arms brachte den Säbel zweimal nach vorn und wieder nach hinten, und der Knauf stieß zweimal fest in Ad'nons Gesicht.

Halb betäubt taumelte der Drow rückwärts, und seine Klingen arbeiteten hektisch, um sich gegen den Feind zu verteidigen. Sie trafen nichts als Luft, und in Ad'nons Miene spiegelte sich tiefstes Entsetzen.

Aber der Jäger war ihm nicht gefolgt. Stattdessen hatte er sich umgedreht und war zu seinem verlorenen Säbel geeilt.

Eine Kugel aus Dunkelheit fiel über ihn, als er nach der Klinge griff, und er reagierte mit einer eigenen Kugel, die er an die Stelle beschwor, wo er die Drow-Frau zum letzten Mal gesehen hatte.

Dann packte er den Säbel, kam wieder hoch, sprang in einen Salto und griff direkt durch die zweite Kugel – seine eigene – hindurch an, die Klingen niedrig und nach allen Seiten zuckend.

Als er die Kugel hinter sich hatte, sah er, dass die Frau zu ihrem Gefährten eilte, dem Blut übers Gesicht lief.

Ohne jede Angst setzte der Jäger ihr nach.

»Zusammen und seitwärts«, hörte er den Mann sagen, bevor er sich nach links bewegte.

Die Frau hob die Hand zur Seite ihres Halses, einen panischen Ausdruck in den Augen.

Der Jäger überzog sie mit bläulichen Flammen – harmloses Feenfeuer, das sie aber deutlich als Ziel kennzeichnete.

Während Ad'non angriff, drehte sie sich um und rannte davon.

Die Männer kreuzten die Klingen so schnell, dass das Klirren zu einem einzigen lang gezogenen Geräusch verschwamm. Ad'non stach erst mit einem, dann dem anderen Schwert zu, wurde zweimal abgewehrt, erst links, dann rechts, und jeweils nicht von einem, sondern von beiden Krummsäbeln.

Ein Schlag ging ins Leere, als der Jäger sich duckte. Ein Stoß traf ebenfalls nur Luft, weil der Jäger sich geschickt drehte, und Ad'nons Klinge wurde so fest getroffen, dass er sie beinahe fallen gelassen hätte.

»Donnia!«, schrie er.

Er bewegte seine Klingen hinreißend schnell in diagonalen Schnitten und tippte gerade fest genug gegen die Krummsäbel, dass sie harmlos vorbeiglitten. Aber die Säbel waren so schnell, dass Ad'non gezwungen war, sich immer weiter zurückzuziehen, und er keine Ahnung hatte, was er diesem Angriff noch entgegenstellen sollte.

Dann jedoch bemerkte er, dass sein Gegner langsamer wurde, und das gab ihm eine winzige Möglichkeit.

Eine Möglichkeit, die Ad'non sofort nutzte, indem er zu einem vernichtenden tiefen Doppelstich nach vorn sprang.

Zu seinem Erstaunen fielen die Säbel in die einzig mögliche Abwehr, ein Doppelkreuz nach unten, was zu einem Unentschieden führte – zumindest dachte Ad'non das. Denn Ad'non Kareese stammte nicht aus Menzoberranzan und wusste nicht, dass Drizzt Do'Urden schon vor langer Zeit einen Ausweg aus diesem Gleichstand der Kräfte gefunden hatte.

Mit erstaunlicher Wendigkeit riss der Jäger den Fuß hoch zwischen die gekreuzten Säbel und traf Ad'non ins Gesicht, was den Drow abermals rückwärts taumeln ließ.

Ad'non versuchte sich zu verteidigen, aber die Krummsäbel waren schneller, schlugen seine Schwerter beiseite, und als er gegen die Wand stieß, konnte er die auf ihn einstechende geschwungene Klinge nicht mehr abwehren.

Sie traf ihn direkt an der Brust, und er schrie auf.

Aber der Krummsäbel drang nicht ein! Auch die Schwesterwaffe konnte keine tödliche Wunde schlagen, als der Jäger sie in Ad'nons Seite bohren wollte. O ja, die beiden Klingen hatten den Drow getroffen, aber keine war wirklich tief gegangen.

Das war so überraschend, dass es den Jäger aus dem Gleichgewicht brachte.

Ein Schwert schlug beide Säbel beiseite, und der Jäger wirbelte von rechts nach links. Ad'non setzte nach, bedrängte ihn, zwang ihn, an ihm vorbeizueilen, wenn er nicht durchbohrt werden wollte.

Nur, dass hier eine Felswand im Weg war, wie Ad'non sehr gut wusste, und er lächelte, denn nun würde der teuflische Abtrünnige nicht mehr ausweichen können. Ad'non griff an, beide Klingen bereit zum Todesstoß.

Aber der Jäger war nicht, wo er sein sollte.

Ad'nons Klingen trafen nackten Stein, und er hielt plötzlich inne, die Augen weit aufgerissen.

»Schlauer Drizzt«, sagte er, als ihm klar wurde, dass der Abtrünnige über ihn hinweggesprungen und die Mauer hinaufgerannt war, um sich dann mit einem Rückwärtssalto direkt hinter seinen Gegner zu bringen.

Der Krummsäbel schlug direkt oberhalb von Ad'nons Schultern zu und trennte ihm sauber den Kopf ab.

Drizzt schaute zu den beiden gelähmten Elfen und machte sogar einen Schritt auf sie zu. Aber sein Zorn war noch nicht besänftigt, also eilte er aus der Höhle hinaus und in die Nacht. Er hielt inne, sah sich kurz um und entdeckte das blaue Flackern seines Feenfeuers auf einem Hang im Westen. Mit entschlossenem Blick holte der Jäger seine Onyxstatuette heraus und rief Guenhwyvar zu sich.

Die blauen Flammen waren immer noch zu sehen, als der große Panther neben ihm erschien, und Drizzt zeigte auf die Fliehende.

»Fang sie, Guen!«, wies der Drow den Panther an. »Fang sie und halte sie für mich fest.«

Mit einem Knurren jagte der Panther in die Nacht und legte mit jedem mächtigen Sprung mehrere Schritte zurück.